Habe diesen Artikel heute früh von meinem Vater per Mail geschickt bekommen. (Leider hinter bezahlschranke, daher kopiere ich den Text aus der Mail in einen Kommentar.)
Schade, dass „wenn man nicht zusätzlich supplementiert“ wieder nur in zwei/drei Nebensätzen auftaucht. Wie schön wäre es, wenn der Titel „Vegane Ernährung grundsätzlich in jedem Alter möglich – worauf Sie achten müssen“ oder so heißen würde.
Obwohl der gängige Unterton negativ ist, finde ich, dass wir hier mal einen etwas ausgewogeneren Artikel haben, aber bei einem Satz musste ich lachen:
„Zunächst einmal: Stillen ist keine vegane, sondern eine tierische Ernährungsweise.“
Von herzkerl
15 Comments
Weder Fisch noch Fleisch, weder Milch noch Ei? Eine rein vegane Ernährung birgt für Babys und Kleinkinder einige Risiken. Der Kinder- und Jugendarzt Berthold Koletzko erklärt im Gespräch mit Angela Stoll, warum Nährstoffdefizite bei Kindern schlimme Folgen haben können.
Herr Koletzko, es wird derzeit heftig darüber diskutiert, ob Kinder gefahrlos vegan ernährt werden können. Was meinen Sie?
Die vegane Ernährung führt zu Nährstoffdefiziten, wenn man nicht zusätzlich supplementiert – also Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt. Bei Kindern ist die Gefahr solcher Mangelzustände besonders groß, da sie sich im Wachstum befinden. Vegane Ernährung enthält kein Vitamin B12, was für die Blutbildung und die Funktion des Nervensystems essenziell ist.
Auch bei anderen Nährstoffen ist das Risiko für Defizite erhöht, zum Beispiel bei der langkettigen Omega-Drei-Fettsäure DHA, Kalzium, Eisen, Zink und Jod. Eine gemischt vegetarische Ernährung ist weniger problematisch, aber auch da gibt es bestimmte Dinge, auf die man achten muss. Wir Kinder- und Jugendärzte halten eine flexitarische Ernährung, bei der viele pflanzliche Lebensmittel, aber ab und zu Fisch oder auch Fleisch gegessen wird, für am besten.
Gibt es ein bestimmtes Alter, ab dem es ungefährlicher ist, ein Kind vegan zu ernähren?
Eine vegane Ernährung ist nicht mit einem gesunden Wachstum und einer gesunden Entwicklung vereinbar, solange man nicht supplementiert. Das gilt für jedes Alter. Allerdings zeigen sich umso schneller Defizite, je rascher das Wachstum ist. Dann ist nämlich auch der Nährstoffbedarf besonders groß. Solche Phasen schnellen Wachstums sind zum einen das Säuglings- und Kleinkindalter, zum anderen die Pubertät. Jugendliche legen in dieser Zeit einen regelrechten Wachstumsspurt zurück und essen oft wie ein Scheunendrescher, weil sie einen so großen Bedarf haben. Mädchen verlieren zudem durch die Menstruation Eisen. Ernähren sie sich vegetarisch oder vegan, haben sie ein besonders hohes Risiko für einen Eisenmangel.
Manche Eltern wollen ihre Kinder aber unbedingt vegan ernähren, auch schon Babys. Gibt es eine geeignete Säuglingsnahrung, die vegan ist?
Ja, Säuglingsnahrung auf Soja-Basis. Sie ist zwar nicht gleichwertig mit entsprechender Nahrung auf Kuhmilchbasis, aber sie ist gut geeignet, um nicht-gestillte Säuglinge zu ernähren. Das ist aber etwas anderes als ein Soja-Drink, wie man ihn im Reformhaus kauft – dieser ist für die Säuglingsernährung ungeeignet.
Ist Soja-Säuglingsmilch nicht problematisch, da sie Hormone in Form von Phytoöstrogenen enthält?
Daher ist sie auch nicht unsere erste Wahl. Unsere erste Wahl ist Stillen von einer gut ernährten Mutter, die zweite Wahl eine Säuglingsnahrung auf Kuhmilcheiweißbasis. Nur wenn das aus weltanschaulichen Gründen nicht akzeptabel ist, würden wir Soja-Nahrung empfehlen.
Also ist es gesünder, vegan ernährte Babys lange zu stillen?
Zunächst einmal: Stillen ist keine vegane, sondern eine tierische Ernährungsweise. Wir empfehlen, möglichst alle Kinder sechs Monate voll zu stillen und auch nach Einführung der Beikost weiterzustillen. Wenn die Mutter keine Nährstoffdefizite hat, ist das sehr gesund. Hat sie sich aber selbst über längere Zeit vegan ernährt, dann enthält auch die Muttermilch zum Beispiel zu wenig Vitamin B12. In solchen Fällen ist es wichtig, dass Mutter und/oder Kind supplementiert werden. Wir sehen in den Kinderkliniken immer wieder Kinder, die an schweren neurologischen Schäden wie Krampfanfällen und Hirnschädigungen leiden, da sie lange von veganen Müttern gestillt wurden und lange vegane Beikost bekommen haben.
Verschwinden solche Störungen wieder?
Das Tragische ist, dass die Hälfte dieser Kinder dauerhaft Schäden behält. Wenn eine vegan ernährte Frau stillt, sollte sie unbedingt Nahrungsergänzungsmittel einnehmen – das gilt bereits in der Schwangerschaft. Diese Zeit und die ersten beiden Lebensjahre des Kindes sind besonders empfindliche Phasen, da sich Gehirn und Nervensystem entwickeln. Aber auch später kann es zu Funktionsbeeinträchtigungen kommen. Wenn man sein Kind schützen will, dann muss man vegane Ernährung mit Supplementen kombinieren.
Braucht man dazu eine ärztliche Beratung?
Es ist immer gut, solche Dinge mit dem Kinderarzt oder der Jugendärztin zu besprechen. Sie können auch ein bestimmtes Präparat empfehlen. Am besten nimmt man ein Multinährstoffpräparat, das auch Vitamin B12 enthält. Das gibt es als Tablette oder Saft und wird täglich eingenommen. Wichtig ist, dass die Dosierung stimmt.
Sind Kinder, die so ernährt werden, genauso gut versorgt wie Kinder, die nicht-vegetarisch essen?
Es ist besser, den Nährstoffbedarf mit Lebensmitteln zu decken. Sie enthalten mehr als nur die essenziellen Nährstoffe. Außerdem ist auch die Verfügbarkeit der Nährstoffe anders. Zum Beispiel kann der Körper Eisen aus Fisch oder Fleisch deutlich besser aufnehmen als aus vielen Präparaten.
Hach, die Rheinpfalz…. Halt klassisch lokales Käseblatt mit reißerischer Schlagzeile.
Ja Logo gehört supplementieren dazu.
Genau wie generell viele Menschen hierzulande im Winter Vitamin D supplementieren, oder viele Frauen Supplements brauchen, um überhaupt schwanger werden zu können. Da schreit ja auch keiner auf.
Dann kann ich mich ja freuen dass ich den Artikel bei meinem nächsten Familienbesuch gezeigt bekomme. Hach.
“Wenn größere Kinder sich entscheiden, vegan zu leben, können Eltern nicht viel dagegen unternehmen. Was aber tun, wenn ihre Ernährung sehr unausgewogen ist, sie vielleicht nur noch Pommes und Sojapudding essen?”
Ja schlimm, dass die Eltern da nichts dagegen machen können /s
Früh genug leckere Sachen kochen und auch schnelle Rezepte mitgeben hilft gegen Puddingveganismus.
Und vom Titel des Posts dachte ich fast, es geht um Mangelzustände *in* der Rheinpfalz, weil in der heimischen Küche zu wenig Gemüse und Hülsenfrüchte drin sind oder so… 😂
Hätte man sich wirklich Sorgen um Kinder gemacht, hätte man ja mal schreiben können, was bei der Supplementierung beachtet werden muss und an wen man sich da für Beratung wenden muss. Die meisten Kinderärzte kennen sich ja mit Ernährung im Allgemeinen nicht so aus. Abhalten wird so ein Artikel vegane Eltern ja kaum und natürlich gibt es da Risiken, wenn die nicht ausreichend informiert sind. Aber da fehlt es in meinen Augen nicht am Willen, sondern an informierten Ärzten
Mein Chef hat mir erst vorgestern auch sowas gesagt wie: “Er hat ja nichts gegen Veganer, aber Kinder brauchen halt Fleisch”. Als ich entgegnete, dass das nicht notwendig ist, kam einfach keine Reaktion lol
Kein Wunder, wenn solche Headlines immer wieder reproduziert werden und damit die Meinung der Leute beeinflussen.
Woher dieser Gedanke bzgl. der Stillens kommt und wie der sich so hartnäckig hält ist beyond me.
Meine Eltern haben mich vollkommen omnivor aufgezogen. Ich wurde 140 kg schwer und hab jahrelang nur Cola getrunken. Wenn meine Eltern veganer gewesen und sich vermutlich deutlich mehr mit Ernährung beschäftigt hätten, wäre das vermutlich anders gelaufen.
Es ist doch trotzdem eine legitime Warnung. Eben weil viele zu unwissend oder blöd sind, un zu supplementieren. Eine nicht-vegane Ernährung ohne Mängel ist mindestens viel einfacher für Kinder.
Was genau findest du so lustig an dem Satz, dass stillen keine Vergane Ernährungsform ist? Ist ja wohl offensichtlich nicht rein pflanzlich.
>„Zunächst einmal: Stillen ist keine vegane, sondern eine tierische Ernährungsweise.“
Technisch richtig. Es ist nicht pflanzlich. Beim Stillen wird ein Produkt eines Lebewesens verwendet.
zumindest kann man sagen, das eine fleisch-haltige Ernährung einfacher und noch verfügbarer ist um “vollwertige Ernährung” zu gewährleisten, was besonders für Kinder wichtig ist (wenig Reserven bei schneller Entwicklung)
Also ist es statistisch wahrscheinlicher, das bei vegetarischer oder sogar veganer Ernährung Mangelerscheinungen im Kindesalter auftreten – denn die Eltern können einfach mehr falsch machen bzw. das supplementieren falsch/nicht machen.
Frauen sind halt auch Tiere! 😅
Bin omnivor erzogen worden und hatte früher starke Mangelernährung und habe noch immer eine Essstörung deswegen. Meine Mutter hat einfach nicht interessiert, was und wieviel ich esse. Da gab es fünf mal die Woche ne Fünfminuten-Terrine und am Wochenende Nudeln mit Ketchup. Vielleicht sollten Eltern generell einfach besser aufgeklärt werden, wenn es um Kindesernährung geht. Gerne bereits in Geburtsvorbereitungskursen.
(Ansonsten ist sie aber sehr liebend und hat sich gut um uns gekümmert, sie hat einfach nur überhaupt keine Ahnung von Ernährung)
Ich sehe Rheinpfalz, ich kotze Knochen. Das ist eine absurd schlechte Zeitung, auf allen Ebenen.