Deutsche Wirtschaft: “Diese Krise kann man nicht mit kaputten Straßen erklären”

https://www.zeit.de/2024-09/deutsche-wirtschaft-ampelkoalition-energiekrise-afd-tom-krebs

12 Comments

  1. >ZEIT ONLINE: Herr Krebs, Deutschlands Wirtschaft wird laut aktuellen Prognosen in diesem Jahr erneut schrumpfen, die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik der Ampel-Regierung ist riesig. In fast genau einem Jahr wird gewählt. Was kann die Regierung noch bewirken? 

    >Tom Krebs: Nicht viel, in dieser Dreierkonstellation ist sie einfach nicht mehr in der Lage, bessere Politik zu betreiben. Seit Jahresanfang bescheinigen alle internationalen Organisationen Deutschland, dass es ein ökonomisches Schlusslicht ist – und die Regierung reagiert einfach nicht darauf. Das ist fatal.

    >Krebs: Die Regierung verweigert sich der Realität und wurde noch dazu völlig falsch beraten. Zentral ist die Bewertung der Energiekrise nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. 

    >ZEIT ONLINE: Hier hat die Regierung doch rasch und umfassend gehandelt und große Entlastungspakete beschlossen.

    >Krebs: Die waren aber unzureichend. Viele Ökonomen haben die Folgen des Preisschocks stark unterschätzt. Sie leben in einer Art Märchenwelt: Der Schock sei nur vorübergehend, der Markt werde das Problem schnell wieder lösen. Die Ampel hat diese naive Annahme einfach übernommen. Völlig ignoriert wurde dabei die große Verunsicherung der Unternehmen und Bürger. Kurz gesagt: Die Regierung wurde in den vergangenen zwei Jahren schlecht beraten, vor allem von marktliberalen Ökonomen, wenn nicht sogar von Marktfundamentalisten.

    >ZEIT ONLINE: Die Reallohnverluste waren extrem, aber es gab ja in den vergangenen Monaten auch sehr hohe Tarifabschlüsse, mit denen die Verluste kompensiert wurden.  

    >Krebs: Aber das sind doch neoliberale Nebelkerzen. Schauen Sie genau hin: 2022 gab es einen Reallohnverlust von vier Prozent. 2023 stagnierten die Reallöhne immerhin. Klar, in diesem Jahr wird es einen Aufholeffekt geben, weil die Inflation so stark zurückgegangen ist. Wir können sogar angesichts hoher Tarifabschlüsse mit einem Reallohnwachstum von bis zu drei Prozent rechnen. Aber das macht ja noch nicht mal die Verluste von 2022 wett. Das Versprechen der sozialen Marktwirtschaft ist doch, dass unser Wohlstand wächst. 

    ….

    >ZEIT ONLINE: Was sollte der Staat aus Ihrer Sicht dagegen unternehmen? 

    >Krebs: Die Politik muss der Wirtschaft klarmachen: An der Energiewende führt kein Weg vorbei, aber wir sorgen dafür, dass die Strompreise dadurch nicht steigen. Die Bundesregierung könnte allen Unternehmen – nicht nur der energieintensiven Industrie – beispielsweise Preisgarantien für die kommenden 5 bis 10 Jahre geben. Wir brauchen eine Strompreisbremse für alle, um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben. 

    >ZEIT ONLINE: Was sollte noch getan werden?

    >Krebs: Ich kann Ihnen erst einmal sagen, was wir nicht machen sollten. Wir sollten nicht daran glauben, dass der Markt unsere Probleme löst. Es gibt keine gute Marktfee, die mit ihren magischen Kräften alle Transformationsprobleme löst. Was wir machen sollten, haben uns die USA mit ihrem Inflation Reduction Act gezeigt.

    >ZEIT ONLINE: Was genau?

    >Krebs: Moderne Industriepolitik, die gezielt private Investitionen in klimaneutrale Anlagen und Technologien fördert. Klimaschädliches Verhalten durch eine Erhöhung des CO₂-Preises zu bestrafen, wie wir es in Deutschland versuchen, funktioniert nicht – es macht nur den Standort Deutschland unattraktiv. Das hat die Energiekrise gezeigt: Letztlich war der krisenbedingte Preisanstieg nichts anderes als ein CO₂-Preisschock.

    >Die ökonomische Vernunft erfordert außerdem massive öffentliche Investitionen in Infrastruktur und Bildung und einen Investitionsbooster für den Mittelstand. In meinem Buch entwerfe ich dazu einen konkreten Plan. Der Mindestlohn sollte zudem auf 15 Euro erhöht, die Tarifbindung gestärkt werden. All das würde den Wirtschaftsstandort stärken und gleichzeitig für faire Löhne sorgen – ein Fair New Deal – und wahrscheinlich auch der AfD ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen.

    Merz und die neue GroKo werden es ab nächstem Jahr dann sicher richten…

  2. PoopSockMonster on

    Kein problem. Wenn wir noch mehr Austerität Politik machen wird sich das schon legen.

  3. TheMegaDriver2 on

    War es doch keine gute Idee das Geschäftsmodell auf billiges russisches Gas und endlosen Wachstum in China auszulegen? Konnte doch niemand wissen! Diese verdammten GrÜnEn!!!!! /s

  4. Eine wirtschaft die aufgebaut ist auf günstigste energie aus russland und ausbeutung billigstlöhnern aus der halben welt funktionert nicht mehr.

    Die Deutschen sind ratlos.

  5. freegazafromhamas123 on

    >ZEIT ONLINE: Die Reallohnverluste waren extrem, aber es gab ja in den vergangenen Monaten auch sehr hohe Tarifabschlüsse, mit denen die Verluste kompensiert wurden.   

    Gut, dass Herr Krebs diese Lüge von ZEIT direkt widerlegt hat.

  6. Ich bin mir echt nicht so sicher, ob IRA wirklich so toll ist wie es hier dargestellt ist, sicherlich hat es zu Investitionen geführt, aber wenn man sich die konkreten Projekte selbst anschaut, dann stockt da so einiges.

    Des weiteren erscheint mir die Fixierung auf Strompreise als Synonym für Energiepreise etwas schwierig, weil Strompreise waren eben 2022 nur bedingt ein Problem und diese werden es auch in Zukunft nur bedingt sein, sofern man da die Netzproblematik in Griff bekommt, aber das ist auch kein Investitionsproblem sondern ein NIMBY-Problem.

    Da eigentliche Problem in 2022 waren Gas und Ölpreis und da erscheinen mir staatliche Preisgarantien extrem schwierig, das große Problem bleibt einfach das es nicht ausreichend Reserven in der EU/EWR gibt, sondern das man von USA/Russland/Qatar usw. abhängig bleibt und das man sich jeglicher Förderung in Deutschland verweigert.

  7. die_kuestenwache on

    Dieser Mann glaubt nicht an den Markt und will an der Schuldenbremse vorbei investieren? Ein Ketzer, verbrennt ihn!

  8. Terranigmus on

    Meine anekdotischen Erfahrungen aus der Industrie sind:

    – Nichtstaaatliche Bürokratie und Zuständigkeits-Theater

    – Haben wir noch nie so gemacht

    – Manager die einfach keinerlei Kommunikationsskills haben und nix organisieren wodurch 1/3 der Arbeit doppelt gemacht wird

    Allgemeine Arbeitskultur in D ist sowas von dermaßen destruktiv und bläh

  9. codinglukas on

    Also kleiner Unternehmer (vor 3 Jahren gegründet) sehe ich das Problem ganz wo anders. Energie ist nicht der Bösewicht, die ist ja mit Solar billiger als bisher.
    Dagegen ist es so schwer in Deutschland ein neues Unternehmen aufzubauen. Die Bürokratie ist erdrückend. Lohnnebenkosten sind hoch. Steuerberater sind Mangelware. Das System ist ausgelegt für Großkonzerne, muss aber von allen kleinen auch gestemmt werden. Und ohne neue Unternehmen kein Wirtschaftswachstum.

  10. carefatman on

    Es ist einfach GEIL, wie die Energiekrise denen politisch angelastet wird, die am allerwenigsten für können!!! Gut, lass ma Union wählen oder SPD, die lösen das dann sicher!

  11. Ich versteh einfach nicht was die Ampel in dem Fall jedesmal mit diesem Problem zu tun haben soll.

    Das einzige was man politisch machen könnte (wenn es das Konzept politisches Kapital nicht gäbe), ist bei KEINEN der Dreien mehr auf dem Program und auch bei keinem anderen, und wir haben es den Leuten auch ausgetrieben das auch nur im Ansatz als “Teil einer Lösung” zu sehen.

    Wenn 40 Jahre lang der Egokult ausgerufen wird, und JEDER klitzekleine Art von “miteinander” Jahrelang ausdiskutiert werden muss weil wirklich KEINER mehr einen Vergleich eingehen will wo er nicht JEDESMAL mehr als wer anders kriegt, wo die Spitzen in Wirtschaft und bei rechten Parteien NIEMALS Konsequenzen tragen wenn sie nicht mit Waffengewalt gezwungen werden, dann ist keine spezielle Regierung an irgendwas mehr Schuld, weil es einfach keine Lösung gibt.

    Wenn das Land zu 80% aus mental dreijährigen besteht die keifend und schreiend ihre Bonbons haben und ihren Spinat nicht essen wollen, dann gibts keine Lösung.

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