(S+) Ukrainischer Politikwissenschaftler: »Europa ist in diesem Krieg das verwöhnte Kind«

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6 Comments

  1. >Hlibowytsky: China ist wohl in der bequemsten Lage. Aber selbst China spürt den Druck seines demografischen und wirtschaftlichen Niedergangs. Der Westen hingegen, insbesondere Europa, ist das verwöhnte Kind in diesem Krieg.

    >SPIEGEL: Das verwöhnte Kind?

    >Hlibowytsky: Ja. Die Europäer versuchen, ein Modell zu bewahren, in dem sie von kollektiver Sicherheit profitieren, ohne selbst einen Beitrag dazu zu leisten. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat den Nagel auf den Kopf getroffen, als er sagte: Das europäische Projekt ist keine Selbstverständlichkeit. Ich würde sagen: Freiheit und Wohlstand sind keine Selbstverständlichkeit.

    >SPIEGEL: Gefährdet der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine denn wirklich die Freiheit der Menschen in Ländern wie Deutschland? Etliche Wähler sehen das anders, in Deutschland wie in anderen europäischen Ländern.

    >Hlibowytsky: Für die Wähler von heute mag die Gefahr nicht greifbar sein. Doch in wenigen Jahren wird das ganz anders aussehen. Wir könnten dann in einer Welt leben, in der viel weniger Geld für Sozialausgaben übrig bleibt, weil alle in Aufklärung und Flugabwehr investieren müssen. Die Ukraine ist heute der Sicherheitsversorger für den europäischen Kontinent. Das begreifen sehr viele aber nicht, weil sie nicht glauben, dass Russland bei ihnen einfallen könnte.

    >SPIEGEL: Noch einmal: Besteht in Russland ernsthaft der Appetit, in weitere europäische Länder einzufallen, in Nato-Staaten, denen die USA zum Beistand verpflichtet sind?

    >Hlibowytsky: Das ist eine Wette, die ich nicht gern eingehen würde, wenn ich Deutscher wäre: Was ist, wenn ein US-Präsident Trump irgendwann genug davon hat, dass Deutschland nicht genug zum Bündnis beiträgt? Will Deutschland es darauf ankommen lassen? Russland hat Appetit darauf, die Spielregeln zu ändern. Es ist opportunistisch und geht so weit, wie es die Schwäche seiner Gegner zulässt. Moskau würde der Welt sehr gern zeigen, dass die Nato nichts wert ist.

    >SPIEGEL: Wie?

    >Hlibowytsky: Es wird weiter die Grenzen testen und überschreiten, zunächst mit hybriden Attacken: Informationskrieg und Wahleinmischung, Verletzung des Luftraums von Nato-Staaten. Russland wird nicht haltmachen, ehe ihm jemand Einhalt gebietet. Die Balten wissen das, die Polen wissen das. Wir Ukrainer finden es erstaunlich, dass daran noch irgendjemand zweifelt.

    Im Moment kämpft die Ukraine für uns. Viele kapieren anscheinend nicht, dass es für uns deutlich günstiger ist “nur” Waffen und Geld zu liefern.

    Falls die Ukraine verliert besteht eine gute Chance, dass wir in den nächsten Jahren dann auch Menschen liefern müssen. Und deutlich mehr Geld/Waffen als aktuell…

  2. Edward_Page99 on

    Schickt die Babyboomer an die Front! Die hams verbockt und solln das gefälligst wieder gerade biegen. Ich muss arbeiten.

  3. kellerlanplayer on

    Die Ukraine baut derzeit selbst eine eigene Rüstungsindustrie auf, die deutlich billiger ist als unsere. Sie stellen derzeit 12 fahrbare Artilleriesysteme im Monat her. Können schon 155 mm Nato-Artilleriegeschosse herstellen. Haben ihren eigenen Marschflugköper (den sie Drohne nennen) und natürlich sehr viele Kamikazedrohnen. Trotzdem könnten sie ihre Produktion steigern, nur das Geld fehlt.

    Wer dabei helfen möchte: [https://u24.gov.ua/](https://u24.gov.ua/)

  4. Practical-Award-9401 on

    Ukraine ist in diesem krieg die geldtechnisch nimmersatte exfrau.

  5. oneDimensionaIMan on

    Und wer ist der nette Papa der uns verwöhnt? Kriegen wir etwa Geld und Luxus hinterhergeworfen?

    Ach so, Spiegel. Hätte mir die Energie sparen können.

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