Einreichungserklärung: Dieser Artikel untersucht Russlands effektiven Einsatz von Propaganda als strategischen Vorteil im Konflikt mit dem Westen. Ausgehend von der Entwicklung der russischen Medien unter Putins Führung zeigt er, wie vom Kreml kontrollierte Medien Narrative entwickeln, die die Fehler des Westens kritisieren, während sie gleichzeitig abweichende Meinungen unterdrücken.

Der Aufstieg der sozialen Medien verstärkt diese Bemühungen noch, indem sie ihre unregulierte Natur ausnutzen, um Falschinformationen weit zu verbreiten. Trotz des westlichen Bewusstseins bestehen aufgrund von Sprachbarrieren und unterschiedlichen Medienregulierungen weiterhin Herausforderungen, sodass die westlichen Demokratien Schwierigkeiten haben, eine einheitliche Antwort zu finden, die die Informationsfreiheit schützt und gleichzeitig Desinformation wirksam entgegentritt.

Einleitung:

Russland hat in einem Aspekt seines erklärten Krieges gegen den Westen einen Vorteil auf dem Schlachtfeld: dem Propagandakrieg. Aus irgendeinem Grund weigert sich der Westen, die gleichen Taktiken wie Russland anzuwenden, was dem Kreml einen erheblichen Vorteil bei der Beeinflussung der Meinung der einfachen Leute verschafft.

Die moderne russische Propaganda nahm Gestalt an, als Präsident Putin Anfang der 2000er Jahre seinen zweiten Wahlkampf startete. Ein Beispiel dafür ist die ehemalige russische Fernsehsendung "Hauben" ("Puppen"), das damals sehr beliebt war.

Während der Parlamentswahlen 1999 und der Präsidentschaftswahlen 2000 war NTV, der Sender, der "Hauben," war kritisch gegenüber dem Zweiten Tschetschenienkrieg, Putin und dem russischen politischen System. Die Sendung scheute sich nicht, den Präsidenten zu kritisieren und ihn sogar als bösen Gnom darzustellen.

Doch der Kreml begann, seine Macht auszuüben, und NTV war 2002 aufgrund des Drucks gezwungen, die Sendung einzustellen. Für viele ist dies der Beginn der politischen Zensur, die Russland heute plagt.

Obwohl es einen Anschein von Freiheit gab, brach dieser 2011 während der Proteste gegen Putin zusammen. Man kann spekulieren, dass diese Proteste Putin mehr Angst machten als jede Farbrevolution. Es gibt eine Sache, die Putin fürchtet, und das ist, von einer wütenden Menge, die nach seiner Hand schreit, aus dem Kreml gezerrt zu werden. 2011 kam es beinahe dazu. 1

Seit 2011 galten sämtliche moralischen Regeln als über Bord (und auch einige Dissidenten), denn Putin und sein innerer Zirkel glaubten, sie befänden sich in einem Krieg, den die westlichen Mächte beinahe gewonnen hätten, weil sie eine Opposition gegen ihn organisierten. Der Krieg hatte begonnen.

Eine militärische Reaktion würde zwar Zeit brauchen, eine Propagandatruppe könnte jedoch sofort loslegen. Der russische Fernsehsender Russia Today hatte bereits damit begonnen, russische Interessen zu vertreten, hatte dies jedoch mit der Aufrechterhaltung seines Rufs als international anerkannter Nachrichtensender in Einklang gebracht. Dieses Gleichgewicht wurde bald völlig aufgegeben.2

Die russischen Medien wahren den Anschein von Professionalität und Transparenz, doch in Wirklichkeit heben sie selektiv Themen hervor, die das Narrativ des Westens als zutiefst fehlerhaft untermauern. Unterstützt durch Gelder aus dem Kreml arbeiten sie ohne die Notwendigkeit, Sponsoren oder Werbekunden zu suchen, und sind frei von den finanziellen oder ethischen Zwängen, die traditionelle Medienunternehmen normalerweise beherrschen.

Allerdings konnte das Fernsehen mit der neuen Plattform der sozialen Medien nicht mithalten.

DER WILDE WESTEN:

Im Jahr 2011 steckten Facebook und später auch Twitter noch in den Kinderschuhen und niemand konnte sich vorstellen, welche Auswirkungen sie auf die Welt haben würden. Es gab kaum Gesetze und Regeln für diese Plattformen und internationale Gesetzgeber hatten Mühe, einen rechtlichen Rahmen für diese neue digitale Landschaft zu schaffen.

Der Einfluss der sozialen Medien hat die Informationsverbreitung grundlegend verändert. Die Aufmerksamkeitsspanne der Leser wurde auf Sekunden verkürzt und die Nachrichtenmedien mussten sich anpassen, um diese goldenen Klicks zu erhalten. Schlagzeilen wurden zu Clickbait, Emotionen wurden zur Norm und jeder Tweet wurde von anonymen Benutzern beantwortet, die sagten: "das ist schlecht" während sie Ragebait-Artikel posteten. Niemand wusste besser als die Russen, wie man diese Angst ausnutzt.

Russland hat einen erheblichen Vorteil, wenn es um Online-Propaganda geht. Nur 4,79 % 3der Bevölkerung gaben bei der Volkszählung 2010 an, Englisch zu beherrschen, was mit den Statistiken über die Zahl der Russen übereinstimmt, die regelmäßig ins Ausland reisen. Darüber hinaus waren sie mit einem anderen Alphabet weitgehend immun gegen die von ihnen erstellte Propaganda.

Während russische Troll-Farmen Millionen von Tweets aus Bots herausspucken, hat der Westen Mühe, zu reagieren, weil er dafür Russischkenntnisse und Zugang zu einem streng kontrollierten Netzwerk benötigt. Die eigenen Freiheitsprinzipien des Westens wurden gegen sie eingesetzt.

DER AKTUELLE KRIEG

Es gibt einen Grund, warum Sie auf Reddit Beiträge sehen über "Waffenstillstand" in jeder Diskussion über die Ukraine, und warum es eine breite PR-Kampagne gibt, die suggeriert, dass die Ukraine den Krieg verliert und dass keine weiteren Waffen geliefert werden sollten. Diese Taktik der "Untergang und Finsternis" ist bekannt und wird oft von nützlichen Idioten oder anderen Akteuren ermöglicht, die durch Klicks finanzielle Gewinne erzielen wollen.

Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des Trollings. Trolle sind die direkteste, primitivste und billigste Methode, um in Online-Debatten Falschinformationen zu verbreiten, eine bestimmte Botschaft zu verstärken und Fakten zu übertönen, die für den Kreml ungünstig sein könnten. Seit Beginn des Krieges haben jedoch viele erkannt, dass pro-Kreml-Trolle aufgrund der starken Feindseligkeit Europas gegenüber Russland wirkungslos sind.4

Und so sind sie nun zu Friedensbefürwortern und Gegnern des Dritten Weltkriegs geworden und verbreiten bei vielen einfachen Leuten Angst und Schrecken.

Das Problem ist, dass der Westen keinerlei Gegenmaßnahmen dagegen hat und diesem Thema auch bei uns keine Priorität einräumt.4

WAS ZU TUN:

Es ist eine Herausforderung, wirksame Strategien für den Westen vorzuschlagen, ohne möglicherweise Grundprinzipien wie Meinungs- und Informationsfreiheit zu gefährden. Einige argumentieren, dass die Aufnahme grundlegender Instrumente zur Erkennung von Desinformation in die Lehrpläne unerlässlich sei, während andere für Investitionen in Qualitätsjournalismus plädieren. Der Journalismus selbst steht jedoch unter dem Druck des Kapitalismus, wo ein gut recherchierter, durchdachter Artikel von 500 Wörtern möglicherweise nicht so viele Klicks erzielt wie eine sensationelle Schlagzeile mit leicht verdaulicher Empörung.

Tatsächlich führt Russland in dieser PR-Schlacht die Schlacht an. Angesichts der weitverbreiteten Verachtung und Feindseligkeit gegenüber dem Land kann man kaum behaupten, dass Russland siegreich sei. Es ist jedoch offensichtlich, dass dem Westen eine geschlossene und robuste Antwort fehlt.

Große Nachrichtendienste, die sich an Neutralitätsprinzipien halten, sind im Nachteil. Sie können Länder wie die Ukraine, in denen eine relativ offene Presselandschaft herrscht, frei kritisieren und hinterfragen. In Russland hingegen sind sie aufgrund strenger Mediengesetze mit starken Einschränkungen konfrontiert. Diese Situation zwingt sie oft zum Schweigen und führt zu einem Ungleichgewicht in der Medienlandschaft.

Für die westlichen Demokratien bleibt es eine komplexe und drängende Herausforderung, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der die Grundfreiheiten schützt und zugleich der Desinformation entgegenwirkt.

Quellen:

(Es tut mir leid, dass die Quellen zusammengebrochen sind, der Filter hat es nicht so akzeptiert, wie es ursprünglich war

Michail Zygar: Alle Männer des Kremls

https://www.bbc.com/news/world-us-canada-41991683

https://www.theguardian.com/world/2023/jun/07/europeans-see-russia-adversary-rival-double-since-2021#:~:text=The%20proportion%20of%20people%20holding,and%20just%2017%25%20in%20Bulgaria.5 https://www.atlanticcouncil.org/wp-content/uploads/2018/06/Improving_the_Western_Strategy.pdf

A war only one side fights, how Russia is leading the Propaganda war
byu/farligjakt ingeopolitics

10 Comments

  1. IcyPay7725 on

    I would argue the opposite.
    USSR was good at propaganda, Russia is not.

    In fact Russians are disdained  outside their country.  This not so for the other party  involved.

    What is happening in Europe and USA is a natural response to immigration and lowering  of quality of life. Ignoring it and labeling it as a result of Russian propaganda is a mistake .

    Just tackle the problems .

    And as far as the disunity in Europe is concerned,  make up your mind do you want to fight Russia or not.

    Half the time you are fiddling about your rules and articles. From the very start West approach has been half assed. 

    Did you honestly think China is just gonna sit by and get surrounded  after Russia loses.

    American and European leaders are still  reeling from flashbacks of USSR and it shows. They are ancient  fossils and are senile.

    So don’t  call it propaganda when people notice.

  2. Electrical_Airline51 on

    For a person outside of Russia it definitely does not look like Russia is winning the propaganda war.

  3. cobrakai11 on

    Propaganda is mostly for internal consumption. You don’t recognize it in your own country because you’re used to it. You don’t recognize it, because you agree with it. You agree with it because it’s been working on you your entire life.

    If you live in the country like the United States, it’s entirely possible you will never ever see actual Russian propaganda, and if you do it will be so isolated that it’s very easy to dismiss and highlight.

    The idea that people in other countries are falling for Russian propaganda has always been a red herring. There are two sides to every issue. For the conflict in Ukraine if you take Russia’s side, it is automatically blamed on “being a victim of Russian propaganda”.

    That entire line of thinking is meant to discredit the other side, with the implication that the only way somebody would disagree with your country’s narrative is because they were brainwashed or tricked. The opposite happens in Russia as well.

    I’ve lived in the United States most of my life and I’ve never seen any actual Russian propaganda. I see lots of things *discredited* as Russian propaganda, because it’s an easy way to dismiss someone’s argument. But just because somebody in the US is anti-NATO doesn’t mean they’ve been tricked by the Russians into that position.

  4. MyCallsPrint on

    People support their own best interest. The reality of the situation is that every dollar that goes to funding contracts to fight wars overseas could be solving domestic issues (or not spent at all to help ease inflation).This has less to do with propaganda and more to do with people exercising their democratic rights to criticize things that do not work in their favor. Yes you could play the straw man of “fight him over there so we don’t have to fight him here” but considering the track record of the MIC, (Iraq/Afghanistan/syria/I could go on) that argument seems pretty hollow at this point

  5. Russia only looks like its leading th propaganda war because they suck at it and you easily see it for what it is: propaganda.

    The Powers really winning the propaganda war are so subtle you don’t see it’s actual propaganda.

  6. ultr4violence on

    The western hegemon does not engage the n propaganda inside its own sphere of influence. It controls narratives. Russia just got ahead of the US ability to do that with the switch to social media. The us is catching up tho.

  7. superstormthunder on

    The most Russian propaganda I seen as an American is people not knowing how NATO works and are just living in denial. And it’s mostly on Twitter lol

  8. The thing about Russian propaganda that most people don’t understand is that most of it has nothing at all to do with Russia. The stuff that does have to do with Russia is what people can notice easily so it’s all they focus on, but it’s only the tip of the iceberg. Russia is behind a lot of the political division in the west. They do anything they can to make that worse. A lot of their stuff is wholly focused on the domestic political issues of the countries they are working in. They also have lots of different channels of dissemination. Media figures, politicians, actors, academic figures, influencers, religious leaders, they have many different people all disseminating the same stuff from different sources. Some of them are probably knowing intelligence assets for the Russian government for one reason or another, others may just be fed propaganda through targeted campaigns where they introduce spies to someone and just talk them up or they fill their social media feeds with posts designed to influence their thinking. The end result is a lot of people amplifying narratives that ultimately come from the Kremlin while having no idea that this is the case.

    I think an important aspect of it is the “demoralization”. They are trying to paint a picture of the world as being broken and corrupt and ruled by conspiracies which ironically makes the society more susceptible to becoming corrupt and ruled by conspiracies. It is a self fulfilling prophecy. Corrupt countries lead by authoritarian strong men and an oligarchic political class of elites are countries that Russia can “deal” with. Have you noticed all the people on the internet on places like 4chan who seem to be completely out of touch with reality and living in an alternate universe? Well that didn’t just come out of nowhere. Much of it is attributable to our own domestic media which, on the right, has largely lost all scruples and operates with an intent to deceive people at worst and simply feed them whatever bullshit they’re asking for at best, but not all of it. Some of it comes down to the propaganda coming out of Russia. It is the exact same playbook that Putin used originally when he took power. Remember that Putin moved to take control over the media from the oligarchs earlier than he moved on the fossil fuel oligarchs. So even above the money needed to fund his government, he prioritized media control.

    The media in Russia is sort of similar to how Fox news operates, except every news station is fox and they’re all controlled by Putin, and any variation in ideological flavor from station to station is actually just for entertainment purposes and ultimately they all send the message that Putin wants to send to people. Because the same message comes from many differing sources, people tend to believe it. They pay attention to the hot-button issues but ultimately these are not what the Kremlin cares about. The hot-button issues are just there to get people’s attention. They don’t affect anything important (from the Kremlin’s point of view). The important stuff is slipped in without people even noticing. The basic framework of thinking, assumptions about how the world works, all of this can be manipulated over time to control people and this is how Putin has gained control of his own country.

    Now this model is being applied increasingly to the west. I think the important thing to realize is that Putin is looking to influence democracies by gaining control over their politics via the democratic process. They need allies to do this, and they have found them. They are influencing the domestic politics of democracies with the goal of promoting the candidates and parties that will be most ideologically aligned with them. There was a clear quid pro quo with the first presidential campaign of Donald Trump. He sought help from the Russians, he received help from the Russians (as did other members of the republican party) and he gave the Russians what they wanted by altering the party platform to be against Ukraine aid. This was the one and only change Trump requested for the entire platform. He literally just rolled over the exact same platform but the one thing he supposedly “cared” about was stopping Ukraine aid. You want me to believe he did that just because he’s super concerned about Ukraine? No, he did that because he knew the Russians were helping him and he needed to help them back.

    The same dynamic is happening in Europe. Anti immigrant sentiment is being amplifed by the Russians both in the US and Europe and in both cases Russia is actively trying to make the problem worse by sending more migrants to these countries. Remember the “migrant caravan” that was a thing in the US presidential election? That was traced back to a Russian disinformation campaign where they were telling people all sorts of lies to entice them to go. They organized it on the ground with internet campaigns leading to real life migrant caravans forming which was then used by the media to attack the democrats. Similar stuff has happened in Europe with the Syrian situation. Russia has been purposefully flooding Europe with Muslim migrants and then flooding those countries with anti Muslim propaganda which they then use as a tool to gain support for the candidates that are friendly to them.

    I think this current political moment can best be understood as an attempt by certain members of the far right in western democracies to try and “Russify” their countries. That is to say, to implement their system of oligarchic control and “guided democracy” with strongmen leaders who rule over the populous using propaganda. The NRA in the US was clearly coordinating their propaganda with Russia and there were Russian spies caught red handed in their organization. Trump attempted a coup, and now the Supreme court has started handing down nakedly political rulings that effectively legislate from the bench and have started to take away rights people once had.

    This is really a much bigger issue than most people understand. Russia is looking to destroy western democracies, and far right politicians in those countries are gladly willing to help them do it if it allows them to steal even more wealth and power for themselves.

  9. Evening_Somewhere_13 on

    Your title is misleading because NATO countries definitely engage in information operations around this conflict. Just because western propaganda is more “truthful” and more sympathetic doesn’t mean it isn’t state sponsored information.

    I agree, russian propaganda is ever present and targeted to populations disillusioned or historically abused by the west, but to say that they are leading just because they have an audience is wrong. What person who lives in a democracy hasn’t been appalled by this war and at least knows something about it or Putin as a result of state sponsored media or the tacit need of the media to report the facts in free societies.

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