Kurzes Wörterbuch der Polyamorie

Hallo zusammen, ich werde versuchen, mich relativ kurz zu fassen (Spoiler im Nachhinein: Ich habe es nicht geschafft).

Vor fünf Monaten hat sich mein Leben grundlegend verändert, als wir zusammen mit meinem Partner (mit dem ich seit fast 10 Jahren lebe und zusammen bin) beschlossen, unsere Beziehung zu öffnen und uns auf Polyamorie einzulassen.

Es war keine leichte Entscheidung, aber bisher so gut. Sie hatte einige Verabredungen, aber im Moment hat sie keine weitere stabile Beziehung, während ich fast sofort angefangen habe, mit einem anderen Mädchen auszugehen, mit dem ich nun seit etwa 4 Monaten eine ziemlich stabile Beziehung habe.

Dieser Account wurde als Wegwerf-Account ins Leben gerufen, um dort abzuhängen und bestimmte Subreddits zu kommentieren, aber im Laufe der Zeit habe ich hin und wieder auch in italienischen Subreddits kommentiert, wobei mir aufgefallen ist, dass ich große Vorurteile (und viele negative Stimmen) gegenüber meiner Beziehungswahl habe.

Und wie immer gehen Vorurteile mit Unwissenheit einher: Das soll kein Vorwurf sein (ich wusste bis vor einem Jahr auch fast nichts davon), sondern eine Beobachtung.

Insbesondere tun mir die Menschen immer sehr leid Sie verwechseln die Entscheidung, nicht-monogame Beziehungen zu führen, als Synonym für mangelndes Engagementweil es genau das Gegenteil ist.

Es geht im wahrsten Sinne des Wortes darum, mehr Menschen anzusprechen, mit allem nötigen Aufwand, damit alles funktioniert. Es ist notwendig, zunächst zu „lernen“ (oder sich zumindest zu informieren), um häufige Fehler zu vermeiden und mit allen Beteiligten gut zu kommunizieren.

Da ich ein Neuling in Sachen Polyamorie bin (es gibt Leute mit jahrzehntelanger Erfahrung in Poly-Beziehungen) und ich nicht allzu viele Erfahrungen habe, die ich teilen könnte, dachte ich, ich würde für diejenigen, die neugierig sind, einen Thread erstellen, in dem ich eine Art „ Mini-Wörterbuch“ mit den Schlüsselwörtern, die Sie kennen müssen, um über das Thema zu sprechen.

Ich möchte niemanden bekehren, aber die Idee des Wörterbuchs schien nett zu sein, um deutlich zu machen, dass eine Welt dahinter steckt und dass in der Poly-Community viel Respekt und Bewusstsein herrscht: Wir sind nicht ( einfach) Leute, die mit mehr als einer Person ficken wollen.

Polyamorie: „ein Beziehungsstil, der unter die einvernehmliche Nicht-Monogamie fällt, die erfordert, dass mehrere Beziehungen gleichzeitig und mit der Zustimmung und dem Bewusstsein aller beteiligten Personen geführt werden können.“

Ich habe diese Definition aus dem Akronym von geklaut FAQ Die Poly, ein italienischer Podcast zum Thema Polyamorie, in dem wir in jeder Folge versuchen, typische Fragen zu beantworten, die gestellt werden, wenn man sich als Polyamorie outet. Es ist wichtig klarzustellen, dass Polyamorie nicht die einzige Form der einvernehmlichen Nicht-Monogamie ist, sie sich jedoch vom generischen „offenen Paar“ und vom Swingen distanziert, da sie sich nicht auf sexuelle Beziehungen konzentriert, sondern auf die Möglichkeit, romantische/emotionale Beziehungen aufzubauen /intime Beziehungen (und nicht nur sexuelle) mit mehr Menschen.

Metapartner (o metamore): der Partner meines Partners. Wenn ich eine Beziehung mit Alice habe und Alice eine Beziehung mit Bob (aber Bob und ich keine romantische Beziehung führen), ist Bob mein Metapartner.

Küchentisch-Polyamorie / Gartenparty-Polyamorie / Parallele Polyamorie:
Im Allgemeinen werden polyamoröse Beziehungen anhand der Beziehung zwischen den Metapartnern kategorisiert. Im Allgemeinen empfiehlt es sich, eine klare Vorstellung davon zu haben, nach welcher Form der Polyamorie Sie suchen, um unangenehme Situationen zu vermeiden.
Küchentisch Polyamory (KTP) geht davon aus, dass sich alle Metapartner kennen und eine so gute Beziehung haben, dass sie alle einen Abend zusammen zum Abendessen verbringen können
Polyamorie der Gaden-Partei geht davon aus, dass sich alle Partner kennen (und sich beispielsweise auf einer Party treffen können), ohne dass es jedoch notwendig ist, dass sie enge zwischenmenschliche Beziehungen zueinander pflegen
Parallele Polyamorie Dabei handelt es sich um die Form, in der jemand Beziehungen zu mehreren Personen unterhält, die von der Existenz der anderen Partner wissen, es aber nicht erwartet (oder gewünscht) wird, dass die Metapartner einander treffen.

Empfohlen: das Beziehungsnetzwerk zwischen polyamoren Partnern, das ihre eigenen Partner und ihre Metapartner umfasst.
Ich bin bei Alice, Alice ist bei mir und Bob, Bob ist bei Alice und Camilla, Camilla ist bei Bob und Dafne. Das bedeutet, dass Alice, Bob, Camilla und Dafne eine Polecola sind.

Im Allgemeinen, insbesondere in den Formen Küchentisch oder Gartenparty, ist es eine gute Praxis, dass sich alle Diskussionsteilnehmer zumindest der Existenz der anderen bewusst sind, sowohl aus Gründen der Ehrlichkeit als auch der Transparenz (Wir können uns morgen nicht sehen, ich hatte bereits ein Abendessen mit Bob vereinbart) und aus praktischen Gründen (wenn Bob mit Camilla Schluss macht, weiß Alice, dass Bob sich in einer schwierigen Zeit befindet und wird ihm nahe stehen).

DADT (Nicht fragen, nicht erzählen): Es handelt sich um eine eher verpönte Form der Nicht-Monogamie, die darauf beruht, dass man nichts über die anderen Beziehungen des Partners wissen möchte. Während es für einige funktionieren mag, wird es im Allgemeinen als problematisch angesehen.

Überprüfen: Oft als „das Gegenteil von Eifersucht“ bezeichnet, ist es das Glücksgefühl, das man verspürt, wenn man weiß, dass der Partner mit einer anderen Person glücklich ist. Kennst du das, wenn es einen verliebten Freund gibt, der herzförmige Augen hat und du dich für ihn freust? Hier gilt das Gleiche, mit dem Unterschied, dass der Freund hier (auch) Ihr Partner ist.
Konkret: Zwang ist in der Polyamorie keine Grundvoraussetzung, auch in polyamoren Beziehungen gibt es Eifersucht und es gibt Methoden, konstruktiv damit umzugehen.

Neue Beziehungsenergie (NRE): Wir sprechen von NRE und beziehen uns auf den Zustand der Aufregung/Emotion, der in den frühen Phasen einer neuen Beziehung zu spüren ist. Kurz gesagt, wenn jemand anfängt, mit einem neuen Partner auszugehen und sich in einem Zustand der Jujube befindet. Wissenschaftlich lässt sich dies durch die Freisetzung von Oxytocin und Dopamin erklären, die auftritt, wenn man mit einer neuen Person vertraut wird.
Dies ist aus mehreren Gründen wichtig, wenn man Poly-Beziehungen hat: Erstens, um zu vermeiden, dass ein Partner für den neuen Partner vernachlässigt wird, aber auch, weil es gut ist, in den ersten Wochen/Monaten/(oder sogar) keine voreiligen Entscheidungen zu treffen Jahre) einer neuen Beziehung.
Beispiel: Haben Sie einen neuen Menschen kennengelernt, in den Sie sich unsterblich verliebt haben, und möchten Sie ihm vorschlagen, mit Ihnen und Ihrem anderen Partner in Ihr Haus einzuziehen? Wenn es nicht mindestens ein paar Jahre her ist, ist sie wahrscheinlich keine gute Göttin.

Nestpartner / Ankerpartner: Nestpartner ist der Partner, mit dem Sie zusammenleben. Für den Fall, dass kein gemeinsames Zusammenleben besteht, sondern eine langjährige, besonders wichtige und feste Beziehung besteht, sprechen wir von Ankerpartner.

Hierarchische/nicht-hierarchische Polyamorie: Polyamoröse Beziehungen können hierarchisch oder nicht hierarchisch aufgebaut sein. Die Bedeutung ist ganz klar: In hierarchischen Beziehungen gibt es einen Partner, der wichtiger ist als die anderen (daher spricht man von primärem/sekundärem Partner). In nicht hierarchischen Beziehungen versuchen wir, allen Partnern die gleiche Bedeutung einzuräumen.

Eine weitere Unterscheidung wird häufig getroffen zwischen beschreibende Hierarchie e Vorschriftshierarchie: Beschreibende Hierarchie bedeutet, einen bestehenden Zustand mit allen Auswirkungen des Falles zu beschreiben. Wenn ich mit einem Partner ein Haus und ein Kind habe, wäre es dumm (und unehrlich), zu leugnen, dass dieser Partner irgendwie „wichtiger“ ist als die anderen, und sei es nur wegen des gemeinsamen Engagements. Stattdessen sprechen wir von einer präskriptiven Hierarchie, wenn ein Partner „freiwillig“ wichtiger ist als die anderen und möglicherweise das Recht hat, Beziehungen zu den anderen Partnern zu unterbinden (das stolze Zurschaustellen einer präskriptiven Hierarchie wird im Allgemeinen nicht begrüßt).

Relationale Rolltreppe: Wir sprechen von einer relationalen Rolltreppe, um die Reihe von „automatischen Schritten“ anzuzeigen, die die Gesellschaft normalerweise für eine monogame Beziehung vorsieht.
Im Allgemeinen sprechen wir über: Dating > Exklusiv-Dating > Zusammenleben > Heirat > Kinder.

Es ist ein wichtiges Konzept für die Poly-Community, da es in polyamorösen Beziehungen im Allgemeinen nicht möglich (oder sogar wünschenswert) ist, der relationalen Rolltreppe zu folgen. Wir reden also darüber Nicht-Rolltreppen-Beziehung, in dem sich die beteiligten Partner verpflichten, gemeinsam zu definieren, was sie von der Beziehung erwarten. In diesem Zusammenhang finden es manche Menschen nach einer gewissen Zeit des Datings nützlich, zu erklären, was die Erwartungen an die Beziehung sind, indem sie beispielsweise das sogenannte Nicht-Rolltreppen-Beziehungsmenü ausfüllen (Beispiel), also eine Form, in der Sie erklären, was Sie von einer Beziehung erwarten oder nicht erwarten.

BONUS:

Relationale Anarchie : Relationale Anarchie „ist eine Philosophie, die Freiheit und Autonomie bei der Verwaltung zwischenmenschlicher Beziehungen, einschließlich romantischer, sexueller und freundschaftlicher Bindungen, fördert. Die relationale Anarchie ist eine Philosophie, die sich von der Polyamorie dadurch unterscheidet, dass sie jegliche Kategorisierung von Beziehungen und den Zwang zu vordefinierten Regeln ablehnt. Relationale Anarchisten argumentieren, dass jede Beziehung, ob romantisch oder nicht, individuell bewertet werden sollte und dass sie nicht an soziale oder kulturelle Normen wie „nur Freunde“, „zusammen sein“, „in einer offenen Beziehung sein“ usw. gebunden sein sollte bald. Mit anderen Worten: Menschen, die an einer Beziehung beteiligt sind, entscheiden selbst über die Grenzen, Erwartungen und Regeln ihrer Beziehung, ohne an Stereotypen oder gesellschaftliche Konventionen gebunden zu sein“ (aus Wikipedia, was meiner Meinung nach eine ausgezeichnete Definition ist).

Wenn Sie es bisher gelesen haben, vielen Dank, es hat Spaß gemacht, war aber auch anstrengend.

Einige nützliche Ressourcen:

• Der Ted Talk, der mein Leben verändert hat (in dem unter vielen Konzepten das Konzept des Metapartners als Verbündeter – und nicht als Rivale – erläutert wird, mit dem Ziel, sich gemeinsam um den geliebten Menschen zu kümmern)
• Die ethische Schlampevon Dossie Easton und Janet Hardy: historisches (wenn auch veraltetes) Buch/Leitfaden zum Thema Polyamorie, das auch für viele monogame Menschen nützlich wäre (wegen der Art und Weise, wie es mit Diskussionen über Einwilligung, individuelle Freiheit, Beziehungen ohne Besitz usw. umgeht).
• Für eine Revolution der Zuneigung. Monogames Denken und polyamoröser Terrorvon Brigitte Vasallo, ein aktueller Aufsatz über Polyamorie, der sich mit der Monogamie als sozialem System befasst (mit allen Implikationen des Falles), aber auch heftige Kritik an einem bestimmten Ansatz äußert "individualistisch" zur Polyamorie. Es ist ein bisschen wie die moderne Bibel der Polyamoristen, besonders in Europa.

Wenn Sie Zweifel, Fragen oder irgendetwas anderes haben, bin ich hier. Ich bitte Sie nur, nicht zu urteilen und respektvoll zu sein: Ich unterhalte mich gerne mit Ihnen und antworte gerne, ich bin nicht froh, wenn mir eine persönliche Entscheidung vorgeworfen wird, die niemandem schadet.