Wirkungslos und viel zu teuer | Eine Arbeitspflicht für Langzeitarbeitslose? Die gab es schon mit Hartz IV. Gebracht haben die sogenannten Ein-Euro-Jobs kaum etwas, manchmal waren sie sogar schädlich.
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17 Comments
Es geht darum Arbeitslosigkeit so ungemütlich zu mache wie möglich – und darum medial das geunke von der Hängematte abzustellen. Letzteres bewirkt es halt.
Stimmt nicht. Die 1-Euro-Jobs haben viele zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt verholfen, ins besondere ältere- und alkoholabhängige Langzeitarbeitslose.
Zu behaupten die Beschäftigung bringe nichts und sei sogar schädlich ist schlicht falsch.
Ich erinnere mich noch an die Leute, die in unserer Nachbarschaft Müll aufgesammelt haben.
Es hat kaum etwas gebracht. Sie haben halbherzig ihren Wagen oder Mülleimer rumgeschoben, ab und zu was aufgepickt und hatten halt ein wenig Bewegung. Nebenbei wurde geraucht wie bescheuert und die Nachbarn konnten die Assis begaffen.
Ich habe mich ab und zu gut mit einem davon unterhalten. Das Deutsch von ihm war sehr gebrochen und es war klar, dass er damit keine Arbeit bekommt. Er war aber immer dankbar, dass ich ihn gegrüßt habe und mit ihm Deutsch gesprochen habe.
Diesem Mann hätte ein weiterer Deutschkurs mehr gebracht. Oder die Mitarbeit in einem Verein. Er wollte sich integrieren, aber die Fähigkeiten haben gefehlt.
Ich denke eines der Probleme ist auch, dass über Langzeitarbeitslose entschieden wird. Bei vielen anderen Themen haben die Politiker sofort entsprechend Verbände und Organisationen am Hals.
Wer da jubelt, darf dann auch jubeln, wenn er selbst den Job verliert und dann geknechtet wird.
Natürlich gibt es Leute, die das System ausnutzen, aber wer aus Hass und Missgunst auf andere ein System abschaffen will, das ihm dienlich ist, wenn Krankheit, Alter, Umstände ihm keine Anstellung im gelernten Beruf verschafft, der vergisst, dass er im Schlimmsten dann auch für einen Euro buckeln muss… mal ganz abgesehen davon, dass man dadurch Lohndumbing im Niedriglohnsektor betreibt und mal wieder die Grundlagen der Billiglöhner schröpft. Während der Geldadel fleissig Steuern hinterzieht und dem Staat dadurch ein Vielfaches des Schadens entsteht, der durch den Betrug von Sozialleistungen zustande kommt.
Merz und Linnemann, die Knechter der eh schon Unterdrückten und Rächer des Geldadels!
Diese “Arbeitspflicht” in gleichzeitiger Kombination mit “Wir zahlen Bruchteile vom Mindestlohn” ist besonders niederträchtig und perfide.
Waaaas? Arbeitslose drangsalieren bringt nichts????
Vielleicht mal was Neues ausprobieren? Wir Vermögensteuer und Reform der Erbschaftssteuer?
Nicht überraschend. Wie viel Motivation bringt man wohl in einen Zwangsjob mit, für den man einen Euro pro Stunde zusätzlich bekommt und bei dem “Quiet Quitting” (wie man das heute so schön nennt) quasi überhaupt nicht sanktioniert wird, solange man zumindest körperlich anwesend ist.
ja, ich würde mir auch wünschen, dass der gelernte elektriker lieber 2 monate länger ach einem geeigneten job sucht, anstatt dass er plötzlich maurer wird oder bei der müllabfuhr landet. nichts gegen die genannten jobs, ich sehe nur unqualifizierte arbeiter etwas negativer als “keine arbeiter”.
und an alle, die sich schonmal über die totalverweigerer aufgeregt haben: stellt euch einfach mal sehr bildlich vor, die werden zur arbeit gezwungen und IHR müsst sie einarbeiten…
dann vergeht euch der gedanke ganz schnell.
1€ Jobs drücken auch deinen Stundenlohn
Es heißt doch es geht um den Respekt gegenüber dem Steuerzahler? Sollte es dann nicht auch in die andere Richtung gehen? Werden dann auch zum Beispiel Besitzer von Amazon-Aktien zum Arbeitsdienst abkommandiert?
Jetzt mal laut gedacht. Da es ja keine Wehr- bzw. Zivilpflicht mehr gibt. Was würde dagegen sprechen, wenn Langzeitarbeitslose, hilfebedürftigen Rentnern oder andersweitig eingeschränkten Personen bei alltäglichen Aufgaben wie einkaufen etc. unterstützen?
Wie sind Ein Euro Jobs überhaupt vereinbar mit der Würde des Menschen?
Finde das wirklich unfassbar.
Seien wir mal ehrlich: Diese ganzen Forderungen habe nichts damit zu tun, Deutschlands wirtschaftliche Position zu verbessern. Mit Lohndumping und Stigmatisieren und schikanieren von Einkommensschwachen und Armen fördert man nicht im geringsten die Industrien, die im 21.Jhdt ausschlaggebend sind z.B. digitale Technologien, Biotech, Halbleiter, Elektromobilität, dezentrale Energien etc. In diesen Branchen braucht man hochqualifizierte Facharbeiter und Akademiker. Die kriegt man nicht ohne hochwertiges Bildungssystem und, in Zeiten des demographischen Wandels, qualifizierte Migration.
Zwar hat Lohndumping und Exportfokus mal funktioniert, aber die Zeiten sind jetzt zweifelsohne vorbei mit dem Erstarken protektionistischer Strömungen überall auf der Welt. Zwar könnte man das allgemeine Lohnniveau gedrückt halten mit derart sozialfeindlichen Maßnahmen, allerdings hat Deutschland eh schon ein Nachfragedefizit, welches den Wegfall des Exports noch schwerwiegender macht.
Was es braucht sind öffentliche Investitionen, qualifizierte Migration und Stärkung des Binnenkonsums. Ergo all die Dinge, die keiner aus den Grünen machen will. Die SPD Ost wie immer nur für irgendeine Form des Status Quo, und die Rechten Parteien verbreiten nichts weiter als faktisch falsche, populistische und asoziale Narrative, welche die Medien auch noch fleißig mittragen.
Der ganze Diskurs ist schlicht völlig realitätsfern (mit Ausnahme von Habeck). Sich aus Ideologie so der Realität zu verweigern und die Bürger für blöd zu verkaufen wird noch ein bitteres Erwachen geben.
Es wird, wie immer, diejenigen treffen, die sowieso integrationswillig sind, die damit, weil sie in diese Arbeitsmaßnahmen geraten, dann alternative, teurere aber vielleicht zielgerichterte Angebote nicht erhalten (die ja bereits jetzt schon bereitwillig eingespart werden) und diejenigen, die einfach eine “Pechsträhne” hatten, aber im Großen kein “Problemfall” für den Staat sind, da sie innerhalb des Jahresfrist eine neue Beschäftigung aufnehmen – was so viel schneller geschehen kann, als Mensch sich vorstellen mag.
Nicht treffen wird es: die “Totalverweigerer”.
Die paar wenigen die wirklich, bei gesundem Körper und Geist, einfach “Nö” zur Arbeit und “Ja” zum Leben im Bürgergeld sagen ist doch im Kontext derjenigen die völlig zu Recht Bürgergeld kassieren und nicht zur Arbeit verpflichtet werden können (i.d.R. Erkrankungen oder Erziehung), so unfassbar gering, dass es lächerlich ist, darüber zu reden. Und diese wenigen, sind doch vermutlich nicht die Klientel, die sich der sozialversicherungspflichtige Arbeitsmarkt länger als einen Werktag antut, wenn sie pro forma mal nen Job annehmen.
Der vermutlich größte Anteil dieser “Totalverweigerer” wird entweder sowieso bereits arbeiten, nur halt nicht dem Amt bekannt und bar auf die Hand und muss sich um’s Entdeckt werden kaum sorgen, sind alle Ämter schließlich völlig an der Kante des Schaffbaren angelangt oder sie sitzen, häufig undiagnostiziert, krank zu Hause und brauchen alles, aber nicht täglich sinnlose Betätigung, wenn sie selbst sinnstiftender Betätigung nicht nachkommen können.
Das sind dann die “lustlosen” Straßenfeger, die es zu 1-Euro Job Zeiten gab.
Wem jeden Tag die belegten Brötchen in den Mund fliegen, wer sich vielleicht ärgert, das die Waschmaschine oder das Auto kaputt ist aber dann halt ne neue (aber Marke) kauft, wer sich bei (chronischen) Erkrankungen dann schnell den Termin als Privatpatient leisten kann, der kann kein Gespür für “die Menschen da draußen” haben. Der hat nur so ein Gefühl. Entgegen jeder Moral. Entgegen jeder Vernunft. Entgegen irgend einer wirklichen Idee, wie man so ein Land für ALLE besser machen kann, ohne “nach unten” zu treten und “die da oben” mit “allem” durchkommen zu lassen. Von deren Wählerschaft, will ich gar nicht erst anfangen…
man kann sich ja streiten, ob sich das mit gezwungener Arbeit bei Verweigerern lohnt…
Aber mit solchen Lohnabgaben wie aktuell, kann es einfach nicht weitergehen. Ich bin mitte 30, unverheiratet, zahlte noch bafög + Studienkredit ab und verdiene bisschen mehr als 5 k brutto. Sind also ca. 3,1 k netto. Heißt über 1,9 k Abgaben + der Arbeitgeberanteil an die KV (die ich ja auch durch meine Arbeit bezahle). Also locker mal 2,3 k, die von meiner erwirtschafteten Arbeit weggenommen werden.
3,1 k netto ist sicherlich kein schlechter lohn, aber bin ich damit reich? Klar lebt man nicht in Armut, aber 3,1 k reicht vielleicht nichtmal, um ne wohnung abzubezahlen…
Findet ihr solch eine Belastung fair? Sicherlich hat so verordnete Arbeit ein Gschmäckle, aber man kann halt auch nicht erwarten, dass Leute wie ich oder eben auch alle anderen Vollzeitbeschäftigen das ganze System weiter finanzieren und die Abgaben sich weiter jährlich erhöhen. Dafür hab ich mich nicht durch BA + Master Studium extra absolviert.
Wie stellt ihr euch das vor? Irgendwann 50 % Abgabe? oder übertreibe ich eurer Meinung nach?
Viele Grüße