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10 Comments
Eine Zeit lang waren die Medien voll von Narzissmus. Ich beobachte seit einigen Tagen eine Verschiebung zum neuen Trendthema Autismus.
Neurotypiker: “Du bist irgendwie echt komisch”
Ich: “Ich bin Autistin”
Neurotypiker: “Was? Nein das kann nicht sein, dafür bist du viel zu normal!”
Nun, das frage ich mich ständig auch.
Je älter sich werde, desto mehr frage ich mich, was bei mir schiefgelaufen ist. Oder ob ich einfach nicht für diese Welt gemacht bin.
Ich hab halt nie verstanden, was an mir so großartig komisch sei, aber mittlerweile check ich halt, dass manche Sachen einfach nicht sein sollen.
Man hätte einfach eine Umfrage bei Reddit machen sollen.
Die Welt ist ganz allgemein für extravertierte Menschen gemacht. Bereits als introvertierter Mensch ist es oft hart den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. Alleine im beruflichen Kontext das Netzwerken, das Treffen von Kollegen nach Feierabend, sämtliche soziale Konventionen wie Geschenke zu Geburtstag, Geburt, Jubiläum, Hausbau, Hochzeit, usw. Das Bevorzugen von den besten Selbstdarstellern in vielen Belangen des Lebens. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es dann als Autist sein muss, wenn einem die Menge der Reize noch erheblich mehr Probleme bereitet und man Schwierigkeiten dabei hat Augenkontakt zu halten oder Emotionen korrekt zu deuten. Als introvertierter Mensch ist man oft schon hinüber nach einer Arbeitswoche, dann kann ich mir ansatzweise vorstellen wie sich ein im Artikel genannter Meltdown anfühlen muss. Generell sollten die Menschen mehr lernen und verstehen, dass alle Menschen unterschiedlich sind und dass es Eigenschaften gibt, die abseits des „Normalen“ für Erfolg relevant sein können. Man muss diese Fähigkeiten nur richtig erkennen und einzusetzen wissen.
Beschissen.
Mehr braucht man dazu eigentlich nicht sagen.
Ich habe vor wenigen Wochen die Verdachtsdiagnose Asperger Autismus bekommen.
Ich bin 35. Habe seit 20 Jahren Depressionen und eine Angststörung. In den 20 Jahren hat mich niemals jemand auf Autismus getestet. Diverse Aufenthalte in Stationären Behandlungen, diverse Therapien.
Funktionsunfähigkeit im Alltag.
Habe jetzt eine neue Therapie angefangen, wo ich das allererste Mal durchgecheckt werde.
Nach der Verdachtsdiagnose habe ich mich über Asperger informiert. Es ist, als würde jemand ein Buch über mich schreiben.
Gruselig.
Leben mit Autismus ist wie dieses rote Sims Minussymbol, wenn die soziale Interaktion fehlgeschlagen ist, aber halt permanent mit den meisten Leuten und man checkt nie warum.
Gar nicht. Es ist ja auch kein Leben, sondern Vegetation im Augenkontakt-Faschismus.
Das über mich zu bemerken und verstehen war das beste überhaupt! So viel Selbstakzeptanz und sogar Selbstliebe, nachdem man mir ewig diktiert hatte mich für meine Verschrobenheiten zu schämen. Es war als hätte ich das Drehbuch nicht bekommen und würde ständig dafür vom Regisseur aufs Dach kriegen.
Bin jetzt ein stolzer Aspie und liebe mich endlich auch dafür!