Ex-Kanzler Christian Kern: “Haben teilweise den Anschluss zur Realität verloren”

> Wer Christian Kern zuhört, den beschleicht schnell ein Gefühl: Kern und die Politik, da muss noch etwas kommen. Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann. Zwar sagt Kern ständig, er sei kein Politiker mehr, das sei vorbei. Dann aber stellt er tiefgreifende Überlegungen an. Kern seziert im Gespräch die Probleme der SPÖ, dann jene, vor denen Europas Wirtschaft steht, bevor er schließlich zur Sequenzierung des menschlichen Genoms überleitet und sie fast nebenher in eine politische Vision packt.

Sowas zeigt mir immer wieder, wie komplett idealismusfrei unsere heutige Gesellschaft ist (was ja auch gewollt ist!), wenn es bereits als derart “geistig revolutionär” gilt, dass man die Probleme der eigenen Partei (zumindest laut Standard) glaubwürdig analysieren und dieselben darüber hinaus noch in allgemeine gesellschaftliche Probleme einbetten kann. Wer sowas überhaupt als “neuartig” wahrnimmt, kann doch nur durch den perfektionierten kurzsichtigen Pragmatismus des Berufspolitikertums geblendet und gebeutelt worden sein.

>STANDARD: Und wenn Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger auf Sie zukäme und Ihnen den Wirtschaftsminister quasi überparteilich überließe?

>Kern: Jetzt wird die Spekulation wüst. Aber vielleicht übernehme ich auch die ÖVP. Vielleicht sagt der Nehammer: ‘Der Kern hat ein Radieschenbeet, der kann mit den Bauern.’

Da habe ich schon geschmunzelt

Kern hatte seine Chance außer guten Sprüchen is nix überblieben