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Innsbruck – Für so manchen klingt die Panne nach einem skurrilen Witz, Polizeisprecher Stefan Eder spricht hingegen von menschlichem Versagen. Und meint damit jenen Kollegen, der am vergangenen Donnerstagnachmittag durch einen Fehler hunderten ÖBB-Fahrgästen am Innsbrucker Hauptbahnhof eine ungestörte Zugfahrt ermöglichte. Der Polizist, der sich um die eingehenden Mails kümmern sollte, hat nämlich ein brisantes Schreiben übersehen. Brisant deshalb, weil das Mail eine Bombendrohung enthielt, die sich gegen den Innsbrucker Hauptbahnhof richtete. Da die Hiobsbotschaft zunächst keiner las, blieb auch die vom Verfasser wohl beabsichtigte Evakuierung des Bahnhofsgeländes aus.
Dank Fehler kein Chaos
Es war gegen 16.20 Uhr, als die Bombendrohung per Mail bei der Adresse lpd-t@polizei.gv.at eingegangen ist. So lautet das allgemeine Postfach der Landespolizeidirektion Tirol. Unter normalen Umständen wäre das Schreiben der Auslöser für einen Polizei-Großeinsatz gewesen. Inklusive Räumung und Absperrung des Hauptbahnhofs samt Vorplatz. Ein Verkehrschaos im Innsbrucker Zentrum und ein Entgleisen der Öffi-Fahrpläne wären die Folgen. Bei der letzten Ankündigung einer Bombe am Hauptbahnhof im Juni wurde sogar der Zugverkehr im Großraum Innsbruck für zwei Stunden eingestellt.
Am Donnerstag nicht. Weil das Mail erst gegen 21 Uhr und damit fünf Stunden nach dem Eintreffen gelesen wurde. Ein Versäumnis, das auch eine gute Seite hatte. Denn das im Schreiben enthaltene Ultimatum war zu diesem Zeitpunkt längst abgelaufen. Der Verfasser hatte nämlich angekündigt, dass der Sprengsatz gegen 18.30 zur Explosion gebracht wird. Eine leere Drohung, wie die Beamten beim verspäteten Lesen des Schreibens bereits wussten.
Keine Personen gefährdet
Somit entschied sich die Einsatzleitung, auf die Evakuierung des Geländes zu verzichten. Die Beamten beschränkten sich darauf, den Hauptbahnhof mit Sprengstoff-Spürhunden während des laufenden Betriebs zu durchsuchen. Was erwartungsgemäß ohne Ergebnis blieb. Eder betont, dass Personen zu keiner Zeit gefährdet waren. Er räumt aber auch ein, dass „das verspätete Bemerken des Mails einer der Hauptgründe war, warum von einer Evakuierung abgesehen wurde“. Weiters seien bereits Vorkehrungen getroffen, um ähnliche Versäumnisse in Hinkunft zu verhindern.
Der Innsbrucker Hauptbahnhof war nicht der Einzige, der in der Vorwoche zum Ziel einer Bombendrohung wurde. Auch die Bahnhöfe aller anderen Landeshauptstädte (mit Ausnahme von Wien) waren betroffen. Zwischen Eisenstadt und Bregenz wurden Mails allerdings rechtzeitig gelesen, was Großeinsätze, Evakuierungen und teils Chaos für Bahnreisende zur Folge hatte.
Die Ermittler gehen davon aus, dass für die zwischen Montag (30.9.) und Freitag verschickten Drohmails ein und derselbe Verfasser verantwortlich ist.
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Von Ferina27
2 Comments
Bombendrohungen müssen bis spätestens 15:00 Uhr einlangen. Könnt ja sonst jeder kommen. /s
Alles richtig gemacht! 😁