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8 Comments
Und wie verhalten sich doppelte Staatsbürgerschaften zu dieser Statistik?
Überrascht mich nicht, wenn ich an einen alten Schulfreund von mir denke, ja ich weiß, anekdotisch. Er ist nach über 12 Jahren vor Kurzem wieder nach Deutschland zurückgekommen. Seiner Aussage nach kann man in den USA ganz gut leben, solange man nicht mehr als ein Kind hat und alle in der Familie gesund sind. Mittlerweile hat er drei Kinder und eines davon braucht wegen Komplikationen bei der Geburt besondere Betreuung. Zusammen mit den hohen Kosten für die Ausbildung der anderen beiden war es für ihn und seine Frau einfach nicht mehr sinnvoll in den USA zu bleiben, obwohl er dort fast doppelt so viel Netto verdient hat wie hier.
Edit weil es anscheinend nötig ist: Es ist echt interessant, aber auch irgendwie traurig, wie schnell sich einige hier eine total negative Meinung über jemanden bilden, den sie gar nicht kennen und ohne die genaueren Hintergründe zu kennen. Für alle die ihn als Schmarotzer bezeichnen. Er ist damals im Rahmen eines DAAD-Förderprogramms in die USA gegangen und hat dort an einer renommierten Uni im Bereich Robotik studiert, ein Bereich der in der deutschen Industrie extrem gefragt ist. Statt direkt zurückzukehren, ist er erst einmal wegen der Liebe dort geblieben. Jetzt ist er wieder zurück weil er hier für seine Familie die besseren Perspektiven sieht und von vornherein nicht vor hatte dort für immer zu bleiben. Wenn ihr ihn immer noch als Schmarotzer seht, dann ist das eure Sache, ich sehe das jedenfalls anders.
Immerhin noch Rang Drei der Auswanderungsziele nach der Schweiz und Österreich.
Im US-Verständnis gibt es zudem fast keine ländlich-geprägten Räume in Deutschland, sondern die meisten Gemeinden in Deutschland wären Teil einer Metropolregion mit akzeptabler bis guter Infrastrukturausstattung. In vielen Nachbarschaften der US-Großstädte gibt es kaum bis keinen ÖPNV, während der ÖPNV in den Vororten selbst von den größeren Städten wie Chicago eher schlecht ist und in den meisten Gemeinden außerhalb der großen Agglomerationen nicht existent ist. Selbst die Thüringer Städtekette ist in dem Kontext infrastrukturell attraktiver als viele US-Metropolregionen.
Wo die Infrastrukturausstattung dann besser wird, sind auch die Preise wesentlich höher. In den USA muss man sich beispielsweise auch den ÖPNV leisten können, weil die Nachbarschaften mit guter ÖPNV-Ausstattung eher teuer sind wie beispielsweise Wohnungen entlang der Silver Line in der Metropolregion Washington D.C. Der ÖPNV ist dann als Ausstattungskriterium beim Wert der Wohnung mit eingepreist. Auf der Gegenseite sind dafür manche Wohnungen und Häuser mit schlechter Infrastrukturausstattung selbst in den größeren Metropolregionen in den USA im Verhältnis zum Einkommen günstiger als in Deutschland. Zum Beispiel ist in der Regel auch die Qualität der Schulinfrastruktur in den USA eingepreist, wodurch viele Gemeinden nur wegen der örtlichen öffentlichen Schule im Durchschnitt einkommensstark oder einkommensschwach sind. Letzteres ist dann ein “Henne-Ei-Problem”. War die Gemeinde zuerst einkommensstark oder war die Qualität der öffentlichen Schule zuerst gut?
Bei gleicher Infrastrukturausstattung – z.B. Verfügbarkeit eines Bahnhofs/Verfügbarkeit des ÖPNVs, Qualität der Schulinfrastruktur, Verfügbarkeit von Jobs in pendelbarer Distanz – sind viele Gemeinden und Wohnlagen in Deutschland auch im Verhältnis zum Einkommen preiswerter als in den USA.
Wo jedoch Deutschland zunehmend unter Druck gerät, das ist im Wettbewerb mit europäischen Nachbarn wie der Schweiz, Österreich, Dänemark oder den Niederlanden.
Für mich ist das immer so absurd zu hören das Menschen wirklich gerne in die USA auswandern würden, das ist halt legit ein 3. Welt Land und wenn du nicht reich bist und dir den besten Schutz und eine Wohnung in der besten Gegend leisten kannst bist du halt genau wie hier ein weiteres Zahnrad im System um andere reich zu machen, aber hier bist du wenigstens nicht direkt Bankrott wenn du dir den Arm brichst oder musst auf der Straße leben wenn du gefeuert wirst.
Um mal eine Gegenperspektive zu den (komplett validen) anekdotischen Positionen zu bieten: Es ist auch brutal schwer in die USA auszuwandern, selbst wenn man die Skills und das Interesse hat. Eine Firma muss einen WIRKLICH wollen.
Wohne schon lange in den USA. Mit allen Macken die es hier gibt (politisch, gesundheit etc) bereue ich es nicht hier hingezogen zu sein.
AMA 🙂
Geil meine Chancen in der Greencard Lotterie steigen