„Antisemitische Querfront“: Präsident des Zentralrats spricht von No-Go-Areas für Juden in Deutschland
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/antisemitische-querfront-prasident-des-zentralrats-spricht-von-no-go-areas-fur-juden-in-deutschland-12448151.html
4 Comments
Da geht aber vieles durcheinander in dem Artikel, und anscheinend auch schon in der Rede.
>Antisemitismus-Vorwurf
>look inside
>Israel darf nicht kritisiert werden
Israel-Kritik kann übrigens durchaus antisemitisch sein kann in ihrer Ausformung. “Israel agiert hinterhältig, wie es den Juden halt im Blut liegt” ist eine klar antisemitische Israel-Kritik z.B. Und solcher offener Antisemitismus, oder eben auch Verharmlosung der Hamas, kommt durchaus auf Anti-Israel-Protesten vor. Das ist kritisierens- und verurteilenswert. Da könnte man mal drüber reden, was da schief läuft.
Was Josef Schuster aber meint, ist aber etwas anderes, und das macht er immer wieder klar.
> Es darf Israel nicht negativ ausgelegt werden, wenn es seine Bürger schützt
Das ist eine absolute Maximalforderung – solange Israel irgendwas tut und behauptet es dient dem Schutz seiner Bürger, darf das nicht kritisiert werden. Würde ein taktischer Atomschlag auch dazu zählen? Man weiß es nicht, man will es auch ehrlich gar nicht wissen.
Im November zum Gedenken an die Reichspogromnacht hat Schuster schon einmal den wundervollen Winkelzug, die Welt ist nicht nur schwarz oder weiß aber jetzt halt gerade doch mal, dafür gefunden:
> Ich bin mir bewusst, dass Politik selten ein Geschäft des Schwarz oder Weiß ist, aber in diesen Tagen darf es in der Frage der Verteidigung Israels keine Zweifel geben.
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/es-ist-etwas-aus-den-fugen-geraten/
Diese Zweifel an der “Verteidigung Israels” nicht als Abstraktum sondern eben in Form der konkreten, andauernden und nach wie vor erfolglosen Militäroperation, um die es gerade geht, werden logischerweise mehr und mehr auch aus der israelischen Zivilgesellschaft geäußert, die sich davon von ihrer Regierung niederprügeln lassen muss. Aber wenn man die Jüdische Allgemeine, das Vereinsblatt des Zentralrats, liest, kriegt man davon eh verdächtig wenig mit. Und von jüdischen Menschen, die sich explizit antizionistisch äußern, ist man dort ohnehin kein Fan.
Was Josef Schuster ganz konkret meint, hat er bereits letzten Dezember ausführlicher dargelegt:
> Was würden Sie mir antworten, wenn ich Ihnen sage: Deutschland muss sich bei all seinem globalen Engagement stets an das Völkerrecht halten? Sie würden wahrscheinlich sagen, was will der von mir – als wenn das eine Frage wäre. Deutschland ist schließlich ein demokratischer Rechtsstaat.
> Aber genau das ist es, was Sie durch die Bank nonstop zu hören bekommen, wenn es um Israel geht. Genauer gesagt, wenn es um den Verteidigungskrieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas in Gaza geht. Israel solle sich an das Völkerrecht halten, aha. Und das kommt von den Leuten, die nicht in der Lage waren, die relativierende Resolution der UNO zum Krieg in Gaza abzulehnen; die nicht in der Lage waren, den historischen Moment in der internationalen Diplomatie zu erkennen. Den Moment, in dem es keine Komplexität oder Abwägungen gab, sondern einfach nur eine klare Haltung!
> Diese Leute weisen nun beständig Israel daraufhin, dass es sich an diese universellen Gebote der Menschlichkeit zu halten habe. Sie suggerieren also, das sei bei Israel nötig. Sie leisten damit den Verächtern Israels, den Judenhassern in aller Welt Vorschub. Sie bedienen deren Narrative: Die Narrative der Dämonisierung Israels, die in der Ablehnung des Existenzrechts des Staates münden! Wir müssen Schluss machen mit diesen Unterschwelligkeiten. Es ist nicht die Zeit für »Ja, aber«, es ist die Zeit für Solidarität mit Israel, liebe Freundinnen und Freunde!
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/es-ist-nicht-die-zeit-fuer-ja-aber-es-ist-zeit-fuer-solidaritaet/
Die Aufforderung, Israel möge auf die Menschenrechte achten, ist also bereits Dämonisierung und damit, nach dem 3D-Test, der mit der Verwendung des Begriffs bereits klar als Leitlinie herangezogen wird, Antisemitismus.
Wenn die Aufforderung schon antisemitisch ist, dann wäre es jeder tatsächliche Vorwurf, dass man es nicht tun würde, nach der selben Logik, natürlich erst recht antisemitisch. Wie wir gelernt haben, ist auch der Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof zur Ermittlung ob Menschenrechtsverstöße begangen werden, ebenfalls bereits antisemitisch.
(Mit dem Statement hat er sich imo auch einfach massiv verkalkuliert – welcher Linke auf der Anti-Antisemitismus-Demo würde jemals zustimmen, “ja, wenn einer Deutschland zur Einhaltung der Menschenrechte auffordert, würde ich das als Angriff empfinden”? Von Querfront reden und dann selbst an den Nationalismus der Leute appelieren, lol.)
Kurzgesagt: Israel-Kritik ist natürlich durchaus erlaubt, ohne gleich antisemitisch zu sein.
Man darf nur nicht behaupten, vermuten oder überlegen, ob das Handeln der israelischen Regierung irgendwie falsch sein könnte. Das wäre antisemitisch.
Der so verbleibende Diskursraum möge bitte frei genutzt werden.
Was er sagt, stimmt doch – dieser Artikel ist jedoch leider wirklich sehr durcheinander geschrieben und es wird alles viel zu kurz ausgeführt.
Ich finde das Westjordanland sollte eine No-Go Zone für Israel sein.